18. April 2018
Handwerk 4.0 in Heidelberg: In Zukunft mit Handkarren?
Die Bau-Innung Rhein-Neckar wehrt sich entschieden gegen die geplanten Poller zur Verkehrsberuhigung der Heidelberger Altstadt.
Heidelberg. „Für ein Bauprojekt in der Heidelberger Innenstadt benötigen Bauherren und Bauunternehmen bereits jetzt starke Nerven!“, kritisiert Markus Böll, Vorsitzender der Bau-Innung Rhein-Neckar und Präsident des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden. Die Bau-Innung Rhein-Neckar wehrt sich entschieden gegen die geplanten Poller zur Verkehrsberuhigung der Heidelberger Altstadt. Markus Böll: „Nirgends sonst in der Metropolregion gibt es derart viele Vorschriften und langwierige Genehmigungsverfahren. In Heidelberg hat man den Eindruck, das Verkehrsmanagement habe die Intention, Firmen, die einen Auftrag in der Altstadt umsetzen müssen, möglichst große Schwierigkeiten zu bereiten.“ Schon das Aufstellen eines Bauzauns oder einer für die Baustelle benötigten Dixi-Toilette (Platzbedarf ein Quadratmeter!) kann für Handwerksunternehmen in der Heidelberger Altstadt mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. Ein entsprechender Antrag auf Sondernutzung der innerstädtischen Verkehrsfläche muss mindestens zwei Wochen vor Baubeginn gestellt werden. Doch nicht alle Baustellen sind mit derart zeitlichem Vorlauf planbar. Wird die Frist nicht eingehalten, drohen Bußgelder, zusätzlich zu den nicht unerheblichen Kosten, die für die Sondernutzung bereits regulär erhoben werden. Dies sei in anderen Städten besser geregelt, betont der Heidelberger Unternehmer: „Im Rhein-Neckar-Kreis und in Mannheim sucht man gemeinsam nach Lösungen. In Heidelberg behindert die Philosophie der Überregulierung notwendige Baumaßnahmen.“ „Beim Aufbau weiterer Hürden wird es für Handwerksunternehmen immer schwieriger, Baustellen in der Altstadt überhaupt noch anfahren zu können.“, warnt der Innungsvorsitzende. Für die innerstädtische Paketzulieferung ist bereits ein Pilotprojekt zur Lieferung per Lastenfahrrad in Planung. „Findet Handwerk 4.0 in Heidelberg in Zukunft nur noch mit Handkarren statt!?“, fragt Markus Böll. „Diese Überregulierung muss ein Ende finden!“, betont der Innungsvorsitzende. Die Bau-Innung Rhein-Neckar fordert vom Heidelberger Gemeinderat freie Zufahrt für Handwerksunternehmen zu innerstädtischen Bauprojekten ohne weitere Regulierungen durch das Verkehrsmanagement. „Baustellen im innerstädtischen Bereich müssen für Handwerksbetriebe auch weiterhin erreichbar bleiben. Und dies ohne langwierige Genehmigungsverfahren. Die Erfindung des Lastenrads war vor 150 Jahren ein zukunftsweisender Fortschritt. Der Rückschritt zu Handkarren sollten 2018 nicht unsere einzige Lösung für ein zeitgemäßes innerstädtisches Verkehrskonzept sein!“, betont Markus Böll.